Odsjek za germanistiku Filozofski fakultet Sveuilite u Zagrebu
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Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 6 - Inhalt / Sadržaj Ispis

MYTHOS: 1800 - 1900 - 2000
Dieter BORCHMEYER (Universität Heidelberg)

Ein Vergleich zwischen den drei genannten Jahrhundertwenden wird hier unter dem Aspekt sich wandelnder Mythos-Interpretationen durchgeführt. Der chronologische Weg führt dabei von der Romantik (in der die Grundlagen aller späteren Auffassungen zu finden sind) über Wagners Schriften zu den wechselnden Antworten auf die Herausforderung des Mythos in den Jahrzehnten nach 1900 (Joyce, T. Mann, Broch). Die postmoderne Konstellation schließlich scheint der mythischen, zyklischen Deutung der Weltgeschichte recht zu geben gegenüber dem utopischen linearen Modell der Aufklärung.


HELFERIN ODER HINDERNIS? DIE FRAU IN GRILLPARZERS KÖNIG OTTOKARS GLÜCK UND ENDE
U. Henry GERLACH (University of Illinois, Urbana-Champaign)

In bisherigen Deutungen von König Ottokars Glück und Ende wurden auch da, wo man auf die Frauenrollen zu sprechen kam, politische Ereignisse als Hauptgrund für den Untergang Ottokars angesehen. Hier dagegen wird argumentiert, dass der Böhmenkönig sich zwar im dritten Akt dem Kaiser fügen muss, dass er aber noch lange nicht am "Ende" ist. Diese erst halbe Niederlage wird zur vollen, als Kunigunde ihn im vierten Akt erfolgreich sexuell erpresst. Durch diese zweite Peripetie wird Ottokar in der privaten Sphäre als Mann so vernichtet wie vorher als Herrscher.


LITERATUR UND GESELLSCHAFT AUS DER SICHT DER NEUKLASSIK
Viktor ŽMEGAČ (Universität Zagreb)

Der Aufsatz lenkt den Blick auf die in der germanistischen Forschung kaum angemessen beachteten literatursozio- logischen Überlegungen Paul Ernsts. Das Eigentümliche in den Thesen des Theoretikers und Praktikers der Neuklassik ist der Umstand, dass darin gesellschaftsanalytische Ansichten, wie man sie sonst nur aus Texten linksorientierter Autoren kennt, in einem konservativen Denken verankert sind.


GRÜNE ZUKUNFT. ÖKOLOGISCHE UTOPIEN IN DER LITERATUR DES WILHELMISMUS
Uwe SCHÜTTE (University of East Anglia, Norwich)

Dieser Aufsatz gibt einen aufrissartigen Überblick über ökologisches Bewusstsein thematisierende Utopien zur Zeit des deutschen Kaiserreichs. Anhand von exemplarischen Texten fiktionaler, aber auch essayistisch-programmatischer Art aus verschiedenen politischen Lagern wird aufzuzeigen versucht, inwieweit ökologisches Denken zu dieser Zeit entwickelt war und wie sich die Wahrnehmung von Naturzerstörung in utopischen oder dystopischen Zukunftsentwürfen ausdrückte, wobei auch die politischen Kontexte, in denen diese entstanden, kurz dargestellt werden.


JOSEPH ROTH, ERNST KRENEK UND KARL KRAUS BEI EINBRUCH DER DRITTEN WALPURGISNACHT
Eckart FRÜH (Wien)

Hitlers Machtantritt führte im Denken vieler Zeitgenossen zur Aufgabe bis dahin behaupteter politischer Standpunkte, so auch bei Roth, Kraus und Krenek, der zu beiden Kontakt hielt. Der folgende Vortrag - er wurde bei einem Symposion über Joseph Roth im April 1997 in Heidelberg gehalten - dokumentiert ihre Stellungnahmen zu Nationalsozialismus, Ständestaat und österreichisch-ungarischer Monarchie, Kirche und Judentum, zeigt erstaunliche Parallelen, aber auch Unterschiede auf, Widerstandsgeist, Glaube an die rettende österreichische Idee, Trauer und Resignation, als sie 1938 durch die Realität widerlegt wurde.


DAS JUGOSLAWIENBILD IN DEN TEXTEN PETER HANDKES. POLITISCHE UND ÄSTHETISCHE DIMENSIONEN EINER MYSTIFIKATION
Ulrich DRONSKE (Landau i. d. Pf.)

Der vorliegende Aufsatz setzt sich mit den von Peter Handke im Zusammenhang mit dem Zerfall Jugoslawiens verfassten Texten auseinander. Es geht dabei zum einen um das Zusammenspiel von politischen und ästhetischen Mystifizierungen, zum anderen um eine Beurteilung der literarisierten politischen Texte Handkes aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive.


ÖSTERREICHISCHE LITERATUR IN KROATIEN (II)
Dragutin HORVAT (Universität Zagreb)

Der Beitrag zeichnet die nun genau hundert Jahre währende Rezeption Arthur Schnitzlers in Kroatien nach. In ihrer ersten Phase (1898-1937) weist diese sich durch ein sehr reges Interesse der kroatischen Kulturtätigen an dem erzählerischen und dramatischen Werk des Autors aus, während die zweite Phase (ab 1957) vom Schicksal eines Schriftstellers Zeugnis ablegt, der in Kroatien so gut wie vergessen ist.


DIREKTE UND INDIREKTE HINWEISE ZUR DEUTSCHEN AUSSPRACHE AUF KROATISCHEM BODEN VOM 16. - 19. JH.
Stanko ŽEPIĆ (Universität Zagreb)

Grammatiken und Wörterbücher einheimischer Verfasser enthalten Ausspracheregeln, die eindeutig zeigen, dass in Kroatien eine österreichische, stark dialektal gefärbte Umgangssprache gelehrt und gesprochen wurde. Durch Unsicherheit in der Schreibung und Schreibvarianten wird die Existenz dieses österreichischen Deutsch auf kroatischem Boden bestätigt.


GERMANISMEN IN DER ČAKAVISCHEN MUNDART VON BRIBIR
Nada IVANETIĆ (Universität Rijeka)

In der Mundart von Bribir ist zahlreiches fremdsprachliches Wortgut vertreten, darunter auch etwa 500 Germanismen, die das Korpus der vor­liegenden Untersuchung ausmachen. Aufgezeichnet wurde auch die im Verschwinden begriffene Lexik, weil man eine möglichst umfassende Bestandaufnahme an Germanismen machen wollte. Es wird die Adaption der Modelle an die Nehmersprache auf phonologischer, morphologischer und semantischer Ebene analysiert.


DEUTSCHE LEHNWÖRTER IN DEN FACHSPRACHEN DER ZAGREBER HANDWERKER
Slađan TURKOVIĆ (Universität Zagreb)

Bedingt durch die gemeinsame Geschichte, in der Kroatien und Österreich in einem Staat, der Habsburger Monarchie, verbunden waren, kam es zu bedeutsamen Entlehnungen aus der deutschen Sprache. 1995 wurde das deutsche Lehngut in der Fachsprache der Zagreber Handwerker untersucht, wobei die Ergebnisse mit einer früheren Forschung verglichen wurden. Es stellte sich heraus, dass vor allem mehrere Reformen des Bildungswesens und die Industrialisierung der Wirtschaft zum verminderten Gebrauch des deutschen Fachwortschatzes führen.


VOM BILDUNGSWERT DES DEUTSCHLERNENS. ANALYSE DES LEHRBUCHS FÜR GYMNASIEN VON G. ŠAMŠALOVIĆ (1910)
Maja HÄUSLER (Universität Zagreb)

Das deutsche Übungsbuch von Gustav Šamšalović (1910) verfolgt neben sprachlichen auch geistesbildende Ziele. In der Vielfalt von Übungsformen und ihrem mündlichen Charakter ist der Einfluss der neusprachlichen Reformbewegung von 1882 sichtbar. Die historisierende Vermittlung des Wortschatzes steht in der Tradition der "genetischen Methode" von C. W. Mager (1843). Die Auswahl der Inhalte gründet auf der Konzeption der germanischen Kulturkunde.


DIE ILLYRISTEN ALS MITARBEITER DER ZEITSCHRIFT "CROATIA" (1839-1842)
Marina FRUK (Universität Zagreb)

Der Artikel stellt ein Segment der illyrischen Beiträge in der deutschsprachigen Zeitschrift "Croatia" dar, das von der Forschung bislang ungenügend beachtet worden ist. Es handelt sich um drei Textsorten: journalistische, populärwissenschaftliche und literarische Texte bzw. literarische Übersetzungen aus der kroatischen und slowenischen Sprache. Aus allen Texten sind die Leitgedanken der Illyrischen Bewegung herauszulesen: geistige und wirtschaftliche Erneuerung und Modernisierung Kroatiens sowie Erweckung und Steigerung des kroatischen nationalen Bewusstseins.