Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 16 - Inhalt / Sadržaj |
LITERATURWISSENSCHAFT:
DER MULTIMEDIALE LESER DER ZUKUNFT. ÜBERLEGUNGEN, WIE WIR DIE VERÄNDERUNGEN DER LESE- UND SCHRIFTKULTUR IM ZEITALTER DER DIGITALEN SPEICHER ERFASSEN KÖNNEN Die Digitalisierung hat als mediales Subsystem neue Dimensionen des Wissenserwerbs und der Unterhaltung der literalen Kultur hinzugefügt. Wo liegen die Schwerpunkte der qualitativen Veränderungen einer Lesekultur, die sich in ihrer Geschichte häufig wandelte, und über welche Kompetenzen wird der "multimediale Leser" verfügen müssen. Der Beitrag versucht zu enge Perspektiven der (Sparten-) Forschungen aufzubrechen und aufzuzeigen, dass neue medienübergreifende Begrifflichkeiten notwendig sind.
ZUR FUNKTION DER THEORIE IN DER LITERATURWISSENSCHAFTLICHEN LEHRPLANUNG Theorie hat Konjunktur. Doch verläuft die Theorieentwicklung eher abgekoppelt von der strukturellen Neuorganisation universitärer Lehre, ja wird in der Theorie teilweise gar ein Hemmnis für die Neuorientierung der Literaturwissenschaft gesehen. Diese Sicht wird hier mit der These konfrontiert, dass sich die derzeitigen Probleme der Literaturwissenschaft nicht aus ihrer gesteigerten Selbstreflexion ergeben, sondern vielmehr der mangelnden Anwendung theoretischer und methodologischer Überlegungen auf die Organisation der Lehre geschuldet sind.
PEST UND RAGUSA IN HEINRICH VON KLEISTS NOVELLE DER FINDLING Kleists Novelle Der Findling wird im Beitrag als ein Beispiel der fiktionalen und somit nicht reportageartigen oder historischen Ragusadarstellung angesehen. Die Ragusaepisode spielt in einer von der Pest bedrohten Stadt, und es ist die Krankheit, die zu der ersten Katastrophe der Novelle führt. Die Stadt wird während der Epidemie unter Quarantäne gestellt und hier antizipiert Kleist Überlegungen Michel Foucaults. Die Stadt Ragusa, die unter der Pest einer enormen Regulierung unterworfen wird, steht zudem im Kontrast zu der in der Novelle als Moloch und als Sodom dargestellten Stadt Rom. Die Insignien der Stadt Ragusa, ihre Form und ihre Bedeutung im Gesamtkontext der Novelle stehen im Zentrum des Aufsatzes.
"ICH IDIOT WOLLTE IMMER DER SIEGER SEIN". DER ANTI-HELD WIBEAU AUS ULRICH PLENZDORFS ERZÄHLUNG DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W. Edgar Wibeau, der jugendliche Protagonist aus der Erzählung Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W. (1972) steht stellvertretend für die DDR-Jugend der späten Sechziger- und Siebzigerjahre dar. Mit seiner rebellischen Lebensweise, seinem urbanen Jugendjargon und seiner Akzeptanz von Westwerten (Bluejeans, Jazz, Film, Literatur) lehnt sich dieser erste Anti-Held in der DDR-Literatur mit (Selbst-)Ironie und Humor gegen die proklamierten Wertvorstellungen der Erwachsenen bzw. das Problem der Jugend, sich in der sozialistischen Gesellschaft zu verwirklichen, auf.
HEINRICH BÖLLS WERKE IM LICHTE DER KRIEGSFORSCHUNG Im Aufsatz wird untersucht, ob die ‚authentischen' Kriegsbeschreibungen in Bölls Werken - v. a. in Der Zug war pünktlich und Wo warst du, Adam? - den Erkenntnissen der neueren Kriegs- bzw. Friedensforschung entsprechen, v. a. aus den Werken des Kriegsforschers Herfried Münkler und des Kriegsethikers Michael Walzer. Bölls Werke sind ein Beispiel dafür, dass es die Literatur vermag, sogar den Zweiten Weltkrieg auf relativ wenig Seiten umfassend und ohne Verzerrungen darzustellen. Dabei kann sie mit genuin künstlerischen Mitteln bestimmte Phänomene und Prozesse im Krieg noch besser zum Ausdruck bringen.
SPRACHWITZ UND ABGRUND. FRANZOBELS PROSAWELT Der Beitrag rekonstruiert die die Entwicklung der Franzobel'schen Prosa von der Sprach- hin zur Handlungsgroteske. Die Beschreibung der verschiedenen Erscheinungsformen des Grotesken erweist, dass die Prosa dieses Autors wesentlich aus dem Spannungsverhältnis zwischen Sprache und Körper hervorgeht, denn die a-psychologisch gezeichneten Figuren bestehen wesentlich aus ihrem Sprach- und Körperverhalten. Da das Groteske bei Franzobel aber keine überkommene weltanschauliche Kritikfunktion mehr hat, sondern selbst ironisch und sprachreflexiv gebrochen ist, wodurch ihre A-Logik potenziert wird, ist hierbei von einer neo-grotesken Schreibweise zu sprechen. SPRACHWISSENSCHAFT:
KONZEPTE DER SPRACHGESCHICHTSSCHREIBUNG. EIN ÜBERBLICK Der Gegenstand der Sprachgeschichtsschreibung ist niemals nur als ontische Gegebenheit beschreibbar, wie die Herausgeber des Bandes Sprachgeschichte aus der HSK-Reihe in ihrem Vorwort zur ersten Auflage anmerken. Sprachgeschichtsschreibung unterliegt vielmehr historischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. Im Folgenden soll, im vollen Bewusstsein der Unmöglichkeit einer scharfen Abgrenzung der diversen Strömungen, ein Überblick geboten werden über wichtige Konzepte sprachhistoriographischer Darstellungen.
WERBETEXTE IN DER AUTOBRANCHE. INFORMATION, APPELL, PERSUASION Der Beitrag setzt sich mit der appellativen, informativen und persuasiven Funktion deutschsprachiger Werbetexte in der Autobranche auseinander. Da man der Werbung als Textsorte vor allem einseitige Kommunikation zuschreibt, muss sie ihre Funktionalität durch sprachliche (und visuelle) Mittel realisieren. Die Analyse beschäftigt sich mit zwei Werbetexten, von denen der erste ein Beispiel für eine ungewöhnliche Strategie ist, während der zweite als klassisches Beispiel des Werbens in der Autobranche dient. Beide Fälle zeigen sich als Universalien der Werbesprache. Die Werbesprache ist eine engagierte Sprache und eignet sich daher besonders für linguistische Untersuchungen. FACHDIDAKTIK:
SPRACHLEHRERAUSBILDUNG IN EINEM MULTILINGUALEN LEHR- UND LERNKONTEXT In dem Beitrag wird ein experimentell durchgeführtes Modell der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern vorgestellt, das an der Griffith Universität in Brisbane unternommen wurde. Die Ergebnisse der Evaluation durch Studenten werden mit Ansichten kroatischer Studenten verglichen und abschließend einige Überlegungen zum neuen Curriculum kroatischer Studiengänge für Fremdsprachenlehrer angestellt. TAGUNGEN:
Boris DUDAŠ BESPRECHUNGEN:
Marijan BOBINAC
Milka CAR
Dragutin HORVAT
Ivana PERICA
Anda BUKVIĆ
Marijan BOBINAC
Ute KARLAVARIS-BREMER
Aleksandra ŠČUKANEC |