Odsjek za germanistiku Filozofski fakultet Sveuilite u Zagrebu
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Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 11 - Inhalt / Sadržaj Ispis

ZUR REZEPTION EXPRESSIONISTISCHER KUNSTTHEORIE BEI KRLEŽA UND A. B. ŠIMIĆ
Viktor ŽMEGAČ (Universität Zagreb)

Im folgenden Beitrag geht es um die seltsam widersprüchliche Beziehung Krležas zum deutschen Expressionismus. In nahezu allen persönlichen Äußerungen (von den frühen Tagebucheintragungen bis zu den essayistischen Schriften der Spätzeit) ist eine gewisse Unduldsamkeit erkennbar, die im Gegensatz zu einem wesentlichen Teil der eigenen literarischen Praxis steht. Man denke nur an die frühen Dramen, namentlich an Kraljevo, Kristofor Kolumbo und Michelangelo Buonarroti, die unter stilistischen und thematischen Gesichtspunkten durchaus zum Grundbestand der mitteleuropäischen expressionistischen Dramatik zu zählen ist.


PATRIOTISCHE UND CHAUVINISTISCHE TÖNE IN DER POLITISCHEN LYRIK DER DEUTSCHEN UND KROATISCHEN LITERATUR DES 19. JAHRHUNDERTS
Željko UVANOVIĆ (Universität Osijek)

Der Vergleich patriotischer und chauvinistischer Töne in der Lyrik der Kroaten - als einer 'kleineren' Nation mit jahrhundertealter Frustration nationalstaatlicher Bestrebungen - und der Deutschen - als einer 'größeren' europäischen Nation mit Weltmachtappetiten - führt zu aufschlussreichen Ergebnissen, die von interessanten Ähnlichkeiten und komplexen Unterschieden zeugen. Beide lyrischen Patriotismen kennen milde Töne, die Sorge für territoriale Vollständigkeit und Opferbereitsschaft. Als spezifisch deutsch gilt das Engagement für Polen sowie die Kritik deutscher hegemonialer Tendenzen, als spezifisch kroatisch hingegen die Kritik der Vaterlandslosigkeit und Verräterei wie auch die Einsicht in die zutiefst desolate Situation der Nation. Der deutsche Chauvinismus ist eher rassistisch-hegemonial, während der kroatische Chauvinismus primär revanchistischer Natur ist.


THEODOR KÖRNER IM KROATISCHEN THEATER
Marijan BOBINAC (Universität Zagreb)

In diesem Aufsatz wird verschiedenen Aspekten der - überaus lebendigen - Rezeption Theodor Körners im kroatischen Theater im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts nachgegangen. Nachdem einführend auf die Stellung des heute vergessenen 'Dichter-Helden' innerhalb der deutschen Spätromantik eingegangen wird, wird daraufhin ausführlich die Aufnahme von kroatischen Übersetzungen seiner Bühnenwerke in Buchform wie auch auf der Bühne erörtert. Abschließend setzt sich der Vf. auch mit dem Einfluss Körners auf die Anfangsphase des neueren kroatischen Drama, insbesondere auf das sog. Heldendrama auseinander.


DER 24. NOVEMBER 1860 IM KROATISCHEN THEATER. DIE 'VERTREIBUNG' DER DEUTSCHEN SCHAUSPIELER
Milka CAR (Universität Zagreb)

Die Geburt des neueren kroatischen Theaters ist nicht von der historischen Bewegung des Illyrismus zu trennen, einer Bewegung, in der sich der Konflikt zwischen dem Nationalbewusstsein und der Fremdherrschaft der Monarchie zuspitzte. In dieser Arbeit werden die Umstände beleuchtet, die zur sog. 'antigermanischen' Demonstration der akademischen Jugend im November 1860 führten. In den folgenden Jahrzehnten wurde im kroatischen Nationaltheater nie wieder in deutscher Sprache gespielt, so dass dieses Ereignis eine Wende in der kroatischen Theatergeschichte markiert.


FREIHERR VICTOR VON REISNER. ESSEKER WINDBEUTEL UND BERLINER BOHEMIEN
Vlado OBAD (Universität Osijek)

Dieser Aufsatz bringt Ergebnisse einer langjährigen Erforschung der Lebensumstände und des Werkes Victor von Reisners (Osijek 1860 - Augsburg 1919). Besondere Beachtung wird seiner Jugendzeit in Essek, seiner Zugehörigkeit zur Boheme (Hille, Mühsam, Roda Roda) und der Poetik seiner slavonischen Dorfgeschichten geschenkt. Die humoristische Begabung bewahrt Reisner zwar vor dem übermäßigen Einfluss der literarischen Antimoderne (Otto von Leixner), doch bleibt er ein rückwärts gewendeter Heimatdichter, mehr den kroatischen Autoren als seinen Berliner Zeitgenossen verwandt.


FRIEDRICH VON GAGERN UND DIE SÜDSLAWEN
Uwe BAUR (Universität Graz)

Friedrich von Gagern (1882-1947) - der wohl bedeutendste und äußerst erfolgreiche deutsche Epiker des ehemaligen Herzogtums Krain - ist von der Literaturwissenschaft vergessen und hat heute keine literarisch interessierte Leserschaft mehr. Der Beitrag versucht, anhand der Entwicklung seines Slawenbildes ein Reaktionsmuster der adeligen deutschen Machtelite aus den 1919 abgetrennten Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie auf das Trauma des Zusammenbruchs zu skizzieren.


ZUR REZEPTION WILHELM BUSCHS IN KROATIEN
Dragutin HORVAT (Universität Zagreb)

Der Aufsatz geht aus von dem letzten beudeutenden Ereignis im Kulturleben Kroatiens, das mit dem Namen und Werk des Schriftstellers und Zeichners Wilhelm Busch verbunden ist. Es handelt sich um die genau sechzig Jahre zurückliegende Zagreber Ausstellung seiner Zeichnungen und Bildergeschichten, einer wandernden Ausstellung, die, vorbereitet von Wilhelm-Busch-Gesellschaft in Hannover, in den Jahren 1941 und 1942 in mehreren Städten Mitteleuropas gezeigt worden ist. Der Verfasser weist auch auf weitere Stationen der Busch-Rezeption in Kroatien hin, wobei im Vordergrund drei kroatische Max-und-Moritz-Ausgaben stehen.


ERZÄHLGEWALT UND NATURGEWALT. ZU DODERERS DIE WASSERFÄLLE VON SLUNJ
Ulrich DRONSKE (Zagreb)

Döblins Berlin Alexanderplatz handelt überwiegend am Berliner Alexanderplatz und dann auch noch an anderen Plätzen. Doderers Roman Die Wasserfälle von Slunj handelt überwiegend an anderen Plätzen und dann auch noch an den Wasserfällen von Slunj. Dies sagt bereits vieles über die Positionierung dieser kroatischen Lokalität: Sie ist an den Rand greückt, also in exponierter Stellung, nämlich am Romananfang und am Romanende platziert. Die Wasserfälle bilden die Klammer, zwischen denen sich eine Unzahl von v. a. Wiener Geschichten ansammeln, und sie markieren nicht allein Romananfang und -ende, sondern darin zugleich Geburt und Tod: Denn so wie der Dichter-Erzähler es will, wird an diesem Ort nicht nur eine der zahlreichen Hauptpersonen gezeugt, sondern dieselbe daselbst auch zu Tode gebracht.


MANÈS SPERBER UND DAS NACHKRIEGS-JUGOSLAWIEN
Alma KALINSKI (Universität Zagreb)

Die Untersuchung des Phänomens 'Nachkriegs-Jugoslawien' bei Manès Sperber erfolgt hier aus einem Vergleich relevanter Stellen aus seiner Romantrilogie und seinen Essays, die er den jugoslawischen Dissidenten Milovan Djilas und Mihajlo Mihajlov widmete. Die Auseinandersetzung mit dem jugoslawischen Thema fungiert als ein identitätsbildendes Element, das im Kontext der Vergangenheitsbewältigung und zugleich eines Selbstrettungsversuchs des Autors zu verstehen ist.


KAKANIEN REVISITED - INTERNET-PLATTFORM FÜR MOE-FORSCHUNG
Peter PLENER - Usha REBER - Angela EDER (Wien)

Am 1. 10. 2001 ging die Internet-Plattform Kakanien revisited (http://www.kakanien.ac.at) online. Es handelt sich um die interdisziplinär ausgerichtete, (kultur)wissenschaftliche Plattform für die Mittel-Ost- bzw. Südost- und Zentraleuropa-Forschung, gefödert vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Kunst und Kultur und der Universität Wien, auf deren Server sie auch platziert ist. Die Plattform dient der Präsentation, der Publikation und dem Service ihrer BenützerInnen, d.h. in erster Linie etablierten WissenschaftlerInnen, deren Institutionen und Projekten - und nicht zuletzt dem wissenschaftlichen "Nachwuchs". Das Projektteam setzt sich aus P. Plener (Projektleiter), U. Reber (Redaktion und Organisation) und A. Eder (Redaktion), J. Békési (Webmaster) und G. Békési (Design) zusammen.


ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN SPRACHE IN KROATIEN
Stanko ŽEPIĆ (Universität Zagreb)

Deutsch-kroatische Kontakte, die ihre Spuren in der Sprache hinterlassen haben, können von der vorgeschichtlichen Zeit an verfolgt werden. Politische Konstellationen der europäischen Vergangenheit sind dafür verantwortlich, dass Kroatien ununterbrochen unter dem Einfluss der deutschen Sprache steht, die bis ins 20. Jh. eine wichtige kulturschaffende Kraft darstellt.


DEUTSCHUNTERRICHT ZWISCHEN ÉTUDE DÉFENSIVE UND SOLIDARITÉ HUMAINE. TRANSFORMATIONEN EINES FACHES IM ZEICHEN DER ERBFEINDSCHAFT
Anke WEGNER (Universität Giessen)

Der Deutschunterricht in Frankreich ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im Rückbezug auf die Tendenzen des 19. Jahrhunderts wesentlich durch das Konzept der culture générale geprägt. Entwickelt werden zudem die Konzepte der Nation und der Aktion, die das Kulturkonzept ergänzen und gleichzeitig zu zentralen Grundpfeilern der didaktischen Reflexion avancieren.  


LITERATUR IM FREMDSPRACHLICHEN DEUTSCHUNTERRICHT
Maja HÄUSLER (Universität Zagreb)

Nach einer kurzen Übersicht der jüngsten Entwicklung des Stellenwerts literarischer Texte im Fremdsprachenunterricht und der didaktischen Umsetzung literaturtheoretischer Ansätze der Nachkriegszeit werden im Beitrag die Kriterien der Auswahl von literarischen Texten, die Festlegung von Lernzielen des Literaturunterrichts entsprechend der Struktur ausgewählter Texte erörtert und schließlich einige methodische Entscheidungen an Beispielen verdeutlicht.


WELCHE QUALIFIKATION FÜR WELCHE ZUKUNFT? REFORMEN DER LEHRERAUSBILDUNG IM KONTEXT VON NEUEN MEDIEN UND SCHLÜSSELQUALIFIKATIONEN
Siegfried GEHRMANN (Universität Zagreb)

Der Beitrag untersucht die Fragestellung einer auf Schlüsselqualifikationen und den Potentialen der neuen Medien aufbauenden Reform der Lehrerausbildung. Historische Veränderungen in der gesellschaftlichen Organisation von Arbeit in Richtung Selbstorganisation zeigen auf die Notwendigkeit, Bildung, Lernen und Qualifikationsprofile in ganz grundsätzlicher Weise neu zu überdenken. Der Vf. stellt die Frage, inwieweit Hochschulen, Schulen und Studierende auf diese Veränderungen vorbereitet sind.


BESPRECHUNGEN:

Svjetlan LACKO VIDULIĆ
LITERATUREPOCHEN IN THEORIE UND PRAXIS
Peter Wiesinger (Hg.): Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien 2000.

Marijan BOBINAC
UNGLEICHZEITIGKEIT DER ÖSTERREICHISCHEN PROSA
Primus-Heinz Kucher: Ungleichzeitige/verspätete Moderne. Prosaformen in der österreichischen Literatur 1820-1880

Viktor ŽMEGAČ
VOM AUSSENSEITER ZUM KLASSIKER
Dietmar Goltschnigg (Hg.): Georg Büchner und die Moderne

Milka CAR
EIN LESEBUCH ÜBER DIE ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHE MONARCHIE
Eva Philippoff (Hg.): Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Ein politisches Lesebuch (1867-1918)

Svjetlan LACKO VIDULIĆ
HERMANN BAHRS SLAWISCHER KULTURTRANSFER
Carmen Sippl: Slavica der Hermann-Bahr-Sammlung an der Universitätsbibliothek Salzburg

Alma KALINSKI
LITERARISCHE GLÜCKSPRODUKTION
Ulrike Tanzer u.a. (Hg.): Das glückliche Leben - und die Schwierigkeit, es darzustellen. Glückskonzeptionen in der österreichischen Literatur

Alma KALINSKI
DEUTSCHE EXILLITERATUR IN MEXIKO
Marcus G. Patka: Zu nahe der Sonne. Deutsche Schriftsteller im Exil in Mexiko

Marijan BOBINAC
ÖSTERREICH - DAS LAND DER SATIRE
Jeanne Benay - Gerald Stieg (Hg.): Österreich (1945-2000). Das Land der Satire