Odsjek za germanistiku Filozofski fakultet Sveuilite u Zagrebu
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Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 12 - Inhalt / Sadržaj Ispis

HELDEN MIT UND OHNE ALIBI. GOETHES ROMANWERK IM SPIEGEL VON BACHTINS ÄSTHETIK
Matthias BAUER (Universität Mainz)

Zur Urheberschaft über die eigene Lebensgeschichte gehört die Fähigkeit, selbst zu bestimmen, wen und was man begehrt. Dieser Idee von Autonomie handeln jene Helden zuwider, die leben, als ob sie ein Alibi für ihr eigenes Dasein hätten. In der Vermittlung und Auflösung dieses Widerspruchs entsteht in Goethes Erzählwerk ein neues, modernes Verständnis der heroischen Aufgabe, das Leben zu meistern.


ZUM PROBLEM DES DOKUMENTARISCHEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN LITERATUR SEIT 1960ER JAHREN, SPEZIELL IM DRAMA
Kurt BARTSCH (Universität Graz)

In dokumentarischer Literatur problematisiert sich das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit durch den Anspruch auf Aufhebung der Differenz zwischen literarischer und außerliterarischer Öffentlichkeit und - damit einhergehend - auf Wahrung von Authentizität trotz zwangsläufiger Fiktionalisierung sowie auf direkte gesellschaftliche Wirkung. Die daraus resulitierende ästhetische Problematik ist der dokumentarischen Literatur seit den 1960er Jahren, für die einige Beispiele vor allem aus der Dramatik zur Betrachtung herangezogen werden, deutlich eingeschrieben.


THOMAS BERNHARDS KULTERER-TEXTE
Walter WAGNER (Traun)

Die Studie untersucht die Veränderungen einer Erzählung von Thomas Bernhard, die im Jahr 1962 unter dem Titel Der Briefträger zum ersten Mal erschien, dann in einer Bearbeitung 1969 als Der Kulterer und schließlich 1973 als Drehbuch ihre letzte Verwandlung erfuhr. Dabei wird sowohl auf mediale Differenzen abgehoben als auch auf intertextuelle Bezüge zu Büchners Lenz, dessen Held ähnlich wie Bernhards Figur die Aporien des Künstlertums repräsentiert.


"MEIN WIDERSACHER, MEINE STÜTZE". INTERTEXTUELLE BEZÜGE ZU FRANZ KAFKA IM WERK LIBUŠE MONÍKOVÁS
Renata CORNEJO (Universität Ústí nad Labem)

Libuše Moníková, die deutsch schreibende Autorin aus Prag, verbindet mit Kafka neben der sprachlichen Prägnanz, Genauigkeit und Kargheit der in ihrem Werk ständig präsente Topos Prag. In ihren Romanen werden sowohl gestalterische als auch inhaltliche Parallelen zu Kafkas Texten bewusst konstruiert und als Metatext ins postmoderne Spiel gebracht, sodass ihr ganzes Werk ein Dialog mit Kafka zu sein scheint.  


POSTMODERNE LIEBESPROSA. INGRID PUGANIGGS SPRACH- UND LIEBESEXPERIMENT HOCHZEIT. EIN FALL (1992)
Svjetlan LACKO VIDULIĆ (Universität Zagreb)

In Puganiggs Prosa Hochzeit. Ein Fall werden die Themen vorangehender Werke der Autorin und die charakteristischen Strukturelemente ihrer Prosa zu einem Text verdichtet, dessen experimenteller Charakter und dessen Verflechtung von Sprach- und Liebesthematik in struktur- und themengeschichtlicher Perspektive Beachtung verdient. Die Arbeit unternimmt eine Analyse der kommunikativen, sprachreflexiven und thematischen Aspekte des Textes, wobei ein besonderes Interesse dem 'postmodernen' Umgang mit liebessemantischen Kodes gilt.


"WARUM HASST DU EIGENTLICH DEINEN VATER?" ZUR BEGRÜNDUNG UND FUNKTION DES ÖDIPALEN KONFLIKTSZENARIOS IN HASLINGERS DAS VATERSPIEL
Thomas MÖBIUS (Universität Heidelberg)

In der Einleitung wird die überwiegend kritische Rezeption des Romans betont und bemängelt, dass das zentrale Motiv des ödipalen Konflikts in Haslingers Das Vaterspiel von den bisherigen Rezensenten nicht genügend beachtet worden ist. Im Rahmen der Analyse werden hier seine Erscheinungsformen und seine pathologische Manifestierung in Form der Neurose untersucht. Dabei wird deutlich, dass sich die Gestaltung des Protagonisten an Freuds Patientenberichten orientiert und dass die Figur selbst dem berühmten Freudschen "Rattenmann" nachgebildet ist. Nach der Offenlegung der motivischen Parallelen wird der Versuch einer Zusammenschau von ästhetischer Gestaltung und Problemgehalt unternommen: Dabei kommt Haslingers Kritik am Fehlen einer vorbildhaften Vätergeneration zum Vorschein.


ORTHOGRAPHISCHE BESONDERHEITEN DER DEUTSCHEN SPRACHE IM WÖRTERBUCH LEXICON LATINUM VON ANDRIJA JAMBREŠIĆ
Slađan TURKOVIĆ (Universität Zagreb)

Der Aufsatz beschäftigt sich mit orthographischen Besonderheiten der deutschen Sprache im Wörterbuch Lexicon Latinum (1742) von Andrija Jambrešić. Die Schreibung der deutschen Lexeme im Lexicon Latinum wurde mit der gegenwärtigen deutschen Rechtschreibnorm verglichen, wobei sich herausgestellt hat, dass Jambrešić in der Schreibung der deutschen Sprache, für seine Zeit, relativ konservativ vorging.


DIE HORIZONTALE GLIEDERUNG DER FACHSPRACHE. RECHTSSPRACHE VERSUS GEMEINSPRACHE
Ada GRUNTAR JERMOL (Universität Ljubljana)

Im Beitrag wird einerseits auf die Nähe des Rechtssprache zur Gemeinsprache aufmerksam gemacht: Die Rechtssprache verfügt über ein Inventar an Termini, von denen viele direkt der Gemeinsprache entnommen worden sind. Obwohl alle Fachsprachen ihr Wortgut aus der Gemeinsprache schöpfen, ist dieser Prozess kaum in einem anderen Bereich so intensiv wie gerade im Recht. Auf der anderen Seite ergeben sich beim Vergleich der beiden Sprachvarietäten auch Besonderheiten der einen und der anderen Sprache, woraus zahlreiche Unterschiede resultieren. Der wohl größte unterschied lässt sich auf der lexikalischen Ebene beobachten.


SCHREIBKOMPETENZ KROATISCHSPRACHIGER DEUTSCHLERNER
Maja HÄUSLER (Universität Zagreb)

Der Beitrag stellt eine Pilotstudie vor. Untersucht wurden teilweise gelenkte Aufsätze zweier Gruppen von kroatischen Deutschschülern unterschiedlicher Lernstufen. Nach der Ermittlung der Sprachstände wurden die Aufsätze auf textsortenspezifische Merkmale hin untersucht und die Ergebnisse mit dem Einsatz bestimmter Kommunikationsstrategien in Verbindung gebracht. Im Schlussteil weist der Beitrag auf Maßnahmen zur Behebung festgestellter Mängel hin.  


DEUTSCHUNTERRICHT IM SPANNUNGSFELD VON SON ET LUMIÉRE UND CULTURE GÉNÉRALE. KONTINUITÄTEN EINES FACHES IM 20. JAHRHUNDERT
Anke WEGNER (Universität Gießen)

Der Deutschunterricht in Frankreich ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich durch das Konzept der culture générale geprägt. Die didaktischen Grundlagen des Faches knüpfn dabei nach 1945 im Wesentlichen an Tendenzen der Vor- und Zwischenkriegszeit an und wirken bis zum Ende des Jahrhunderts fort.


LEHRKOMPTENZENTWICKLUNG IN FREMDSPRACHENLEHRERAUSBILDUNG
Marija DOBRENOV-MAJOR (Griffith University, Brisbane, Australien)

Im Beitrag wird ein Modell der Entwicklung von Lehrkompetenz dargestellt, das an der Griffith University in Brisbane (Queensland, Australien) erfolgreich angewendet wird. Das Modell bildet Lehrer durch einen holistischen Ansatz aus. Es vermittelt in gleichem Maße theoretische Kenntnisse. Der angehende Lehrer übernimmt die Rolle eines aktiven Forschers und Beobachters, der seinen eigenen Entwicklungsweg kritisch analysiert und auswertet. Außerdem breitet dieses Modell die künftigen Fremdsprachenlehrer systematisch auf ihre Eignungsprüfung vor.


DIE HUNDSKÖPFE - VOM LESEN ZUM DENKEN. EIN BEITRAG ZUR DEKONSTRUKTIVISTISCHEN UND HERMENEUTISCHEN LESEART VON LITERARISCHEN TEXTEN IM UNTERRICHT
Thomas MÖBIUS (Pädagogische Hochschule Heidelberg) - Tihomir Engler (Pädagogische Hochschule Čakovec)

Am Beispiel des kroatischen Volksmärchens Die Hundsköpfe wird demonstriert, zu welchen Ergebnissen ein dekonstruktivistischer und hermeneutischer Zugang zu einem literarischen Text kommt. Das Ausgehen von so genannten "Irritationsstellen", die sich bei konsequnter textnaher Lektüre ergeben, ist der Schlüssel für das Anstoßen des dynamischen Prozesses des nicht abschließbaren, aber auch nicht willkürlichen literarischen Verstehens, das der Plausibilität der zugrunde liegenden Textbelege unterliegt. Die grundsätzliche Offenheit des Prozesses hat Konsequenzen für den Literaturunterricht; daher schließt der Beitrag mit didaktischen Vorschlägen zur praktischen Realisierung des Konzeptes.


"WOCHENTLICHES KUNDSCHAFTSBLATT" - DAS ERSTE WÖCHENTLICHE BLATT IN LJUBLJANA (1775-1776)
Tanja ŽIGON (Ljubljana)

Im Jahre 1775 wurde in Ljubljana die erste wöchentlich erscheinende Zeitschrift in deutscher Sprache gedruckt: "Wochentliches Kundschaftsblatt des Herzogthum Krain". Im Aufsatz wird der Inhalt des Blattes untersucht, es wird auf seine Mitarbeiter eingegangen, sowie sein Leserkris erkundet. Ferner interessierten die Gründe, warum das Blatt bereits nach zwei Jahren eingestellt wurde. Das Rätselhafte am "Kundschaftsblatt" ist seine bis heute ungeklärte Redaktion: zwei berühmte Männer jener Zeit kommen als Redakteure in Frage: Gregor Schöttl (1732-1777), ordentlicher Professor der Physik am Jesuitenkolleg in Ljubljana (Laibach), und Balthasar Hacquet (1739/40-1815), der multitalentierte Forscher, dessen Aufsätze sogar Goethe kannte.


IN MEMORIAM:

Slavija KABIĆ
ARMIN A. WALLAS (1962-2003)


TAGUNGEN:

Alma KALINSKI
GERMANISTISCHES SYMPOSION "TENDENZEN IM GESCHICHTSDRAMA UND GESCHICHTSROMAN DES 20. JAHRHUNDERTS"

Svjetlan LACKO VIDULIĆ
"THOMAS BERNHARD - DICHTER UND POLEMIKER". SYMPOSION IM RAHMEN DER THOMAS-BERNHARD-TAGE IN ZAGREB


BESPRECHUNGEN:

Zoran KRAVAR
GEHALTVOLL UND VIELSEITIG
Dieter Borchmeyer: Richard Wagner. Ahasvers Wandlungen

Slavija KABIĆ
VOM SHTETL ZUR SHOAH. VOM ERINNERN UND WIDERSTAND
Armin A. Wallas (Hg.): Jüdische Identitäten in Mitteleuropa. Literarische Modelle der Identitätskonstruktion

Alma KALINSKI
DES ERZÄHLERS LEBEN ERZÄHLEN
Mirjana Stančić: Manès Sperber. Leben und Werk

Velimir PETROVIĆ
DO WORN KURZI ÄCKER UN GROSSI ÄCKER
Hans Gehl: Wörterbuch der donauschwäbischen Landwirtschaft