Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 15 - Inhalt / Sadržaj |
LITERATURWISSENSCHAFT:
KEIN STURM UND DRANG IN WIEN. ANMERKUNGEN ZU EINER KULTURELLEN DIFFERENZ
BEGEHRT, VERSCHWIEGEN, VERABSCHEUT. AUGUST VON KOTZEBUE AUF DER KROATISCHEN BÜHNE
LITERARISCHE UND FILMISCHE KASPAR-HAUSER-BILDER Der erste Teil dieses Beitrags, der den Kaspar-Hauser-Stoff in der Literatur und im Film zum Thema hat, setzt sich mit der literarischen Gestaltung der Sprachlosigkeit, des Schweigens und des Spracherwerbs (J. Wassermann, G. Trakl, P. Handke) auseinander, dem zweiten Teil liegen drei Verfilmungen (W. Herzog, P. Sehr, F. Truffaut) zu Grunde. Die Erziehung des Findlings, das Lehren der Sprache und das erste Erkennen einer Ich-Identität verbindet beide Teile dieses Beitrags, wobei der Letztere, vor allem die Szenen der ersten, initiatorischen Selbst-Bespiegelung, in einen Bezug zu der Theorie Jacques Lacans gebracht wird.
PARODISTISCHE UND SINTHOMATISCHE LESART VON MANNS ERZÄHLUNG WÄLSUNGENBLUT Im Beitrag werden zwei Lesarten von Thomas Manns Erzählung Wälsungenblut verfolgt: Zum einen die parodistische, deren Mittelpunkt Manns Persiflage des Wagner-Stoffes bildet, und zum anderen die sinthomatische, die sich in der Tiefenstruktur des Textes auf die Spurensuche nach dem sozialen Impetus der künstlerischen Produktion Manns begibt. Im Rahmen der ersten Lesart ist festzustellen, dass die in den Text eingebauten antisemitischen Vorurteile keine dem Zeitgeist korrespondierenden 'Zufälligkeiten' des Textes sind, sondern seinen integralen erzähltechnischen Bestandteil bilden. Im Rahmen der sinthomatischen Leserart werden solche sozialen Aspekte des Textes abgetastet, die in ihrem dem Autor unbewussten Mitschwingen darauf hinweisen, dass sich Thomas Mann zu dieser Zeit in einer Krise der Identitätsbildung befand. Diese vermochte er jedoch nur in Rahmen der damals seine künstlerische Produktion tragenden apollinisch-dionysischen Brechung zu erblicken, die ihm den Ausblick auf die sozial bedingte Dimension der Identitätsbildung versperrte.
FRANZ KAFKA: DER BAU. DIE ARCHITEKTUR EINER ERZÄHLUNG Nach dem Interpretationsschlüssel der werkspezifischen Autoreferenz wird Kafkas Erzählung Der Bau (1923/1924) unter dem Gesichtspunkt seiner Mehrdeutigkeit beobachtet. Man sieht von den unterschiedlichen Referenzmöglichkeiten ab und versucht den Text in letzter Konsequenz als einen Text über sich selbst bzw. als ein Schreiben über Schreiben zu verstehen.
DAS SPIEL IN HEINRICH BÖLLS ROMANEN (1959-1974) Der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll schrieb mehrere Romane höchsten künstlerischen Ranges und ist einer der meist gelesenen und übersetzten deutschen Autoren. Gerade die in diesem Aufsatz behandelten Romane haben besonders breite Leserschaft gefunden. Sie weisen untereinander viele Ähnlichkeiten auf, aber noch mehr Unterschiede, die die Frage nach dem Wesen seines "Fortschreibungsprozesses" aufwerfen. In diesem Aufsatz werden Bölls Romane unter dem Aspekt des Spiels bzw. der Spielfreude als der Triebfeder seines Schaffens untersucht.
"DAS KIND IST DER ABGOTT SEINER MUTTER, WELCHE DEM KIND DAFÜR NUR GERINGE GEBÜHR ABVERLANGT: SEIN LEBEN". ZUM FEMINISTISCHEN POSTULAT EINER ICH-IN-BEZIEHUNG IN JELINEKS ROMAN DIE KLAVIERSPIELERIN Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern die weibliche Identitätsentwicklung von der Mutter-Tochter-Beziehung geprägt ist und wie diese postfeministische These im Werk Die Klavierspielerin von Elfriede Jelinek literarisch umgesetzt wird. Wie dargelegt wird, inszeniert Jelinek die Mutter-Tochter-Beziehung im Sinne von Irigaray als Verdoppelung des weiblichen Ich, die in ein selbstzerstörerisches und 'kannibalistisches Ritual' mutiert. Die Reduktion des weiblichen Körpers auf ein (kopfloses) Lustobjekt führt letztendlich zur totalen Körperentfremdung und zur dauerhaften irreparablen Schädigung der weiblichen Hauptfigur. Dieser ‚anerzogene Masochismus' hat das Scheitern des Emanzipationsversuches und der versuchten Befreiung aus der 'tödlichen Umarmung' der Mutter zur Folge.
DER SPRACHZAUBER THERESIA WALSERS. AUF DER SUCHE NACH EINEM NEUEN REALITÄTS- UND SUBJEKTBEZUG In diesem Beitrag wird untersucht, inwiefern thematische Schwerpunkte und stilistische Besonderheiten im dramatischen Werk Theresia Walsers einander bedingen. Des Weiteren wird auch der Frage nachgegangen, ob in den Stücken der jungen Dramatikerin die gesellschafts-kritische, engagierte Note überwiegt oder ob sie sich auf der Suche nach einer neuen Innerlichkeit befindet. SPRACHWISSENSCHAFT:
ZUR GESCHICHTE DER BEZEICHNUNG "ÖSTERREICHISCHES DEUTSCH" In Umbruchsphasen kommt das Bewusstsein der eigenen Identität besonders deutlich zum Ausdruck. Der Aufsatz bietet einen kurzen historischen Überblick zum Österreichbewusstsein und ortet den Erstbeleg der Bezeichnung "österreichisches Deutsch" im 18. Jh., in dem sich erstmals ein Gesamtstaatsbewusstsein manifestiert. Insbesondere in der übernationalen Staatsidee Österreichs wird ein Aspekt von Modernität angesichts aktueller Entwicklungen im Zuge des europäischen Einigungsprozesses gesehen. FACHDIDAKTIK:
FREMDSPRACHENUNTERRICHT IN KROATIEN ZWISCHEN 1992 UND 2005 In dem Beitrag wird die Entwicklung der Lernerzahlen für einzelne, in den Schulen Kroatiens gelernte, Fremdsprachen zwischen 1992 und 2005 untersucht. Unser Interesse gilt dabei besonders der Frage, wie sich der Anteil der Deutsch lernenden Schüler gestaltet. TAGUNGEN:
Svjetlan LACKO VIDULIĆ BESPRECHUNGEN:
Svjetlan LACKO VIDULIĆ
Alma KALINSKI
Alma KALINSKI
Roman MIKULÁŠ
Tihomir ENGLER
Richard REUTNER
Dario MARIĆ
Silvija BERKEC |