Odsjek za germanistiku Filozofski fakultet Sveuilite u Zagrebu
  • Increase font size
  • Default font size
  • Decrease font size
ZGB-Beiheft 9 - S. L. Vidulić, D. Moser, S. Turković (Hg.): Germanistik im Kontakt - Inhalt/Sadržaj Ispis

Josip BABIĆ (Osijek)
Zur Rezeption von Robert Musil in Kroatien

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder eine ausführliche Analyse werden Beiträge zur Rezeption Robert Musils in Kroatien präsentiert (Übersetzungen, literaturkritische Darstellungen in verschiedenen Studien, in  Zeitschriften und im Internet, Theaterkritiken). Ausgehend von einer relativ frühen ersten Aufnahme der Musilschen Werke im literarischen Leben (Miroslav Krleža) wird versucht, an einigen signifikanten aktuellen Beiträgen die Breite, aber auch die Problematik des Verhältnisses zum österreichischen Dichter aufzuzeigen.


Daniel BARIC (Paris)
Auf der Suche nach einer vergessenen österreichischen Literatur in Kroatien. Das Schwarze Kreuz auf Medvedgrad von Joseph Schweigert

Ziel dieses Beitrags ist es, die Relevanz einer völlig unbekannten Literatur zu beleuchten, die immer noch unveröffentlicht ist. J. Schweigerts Stück wurde 1835 nur einmal aufgeführt und seitdem geriet es in Vergessenheit. Ein Manuskript wurde an Ljudevit Gaj geschickt, welches sich jetzt in der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb befindet. Die Geschichte der unmöglichen Rezeption dieses Stücks ist vielsagend: Die Thematik der slawischen Solidarität, in eine deutsche Form gehüllt, fand kaum Anklang. Zu diesem Zeitpunkt brachte nämlich das Publikum der illyrischen Bewegung immer mehr Sympathie entgegen.


Marijan BOBINAC (Zagreb)
Übernahme, Ablehnung, Hassliebe. Zu den Widersprüchen der österreichisch-kroatischen Literaturbeziehungen im 19. Jahrhundert


Milka CAR (Zagreb)
Österreich–Ungarn in Christoph Ransmayrs Roman Die Schrecken des Eises und der Finsternis

In seinem Roman beschreibt Christoph Ransmayr das Schicksal der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition der Jahre 1872 bis 1874. Sein Roman ist gattungstypologisch nicht einfach als ein Abenteuer-, Entdeckungsroman oder eine Chronik zu beschreiben, vielmehr geht es dem Autor darum, in der Verflechtung der Erzählebenen eine narrative Umgestaltung der Welt zu unternehmen. In Hinblick auf die Strategien des Autors zur "Erfindung der Wirklichkeit" (S. 21) wird ein Versuch gemacht, jene erzähltechnischen Fragen zu analysieren, die die Funktion der Dokumente sowie die Erzählerposition betreffen. Außerdem wird der Zusammenprall zweier Mythen und die damit verbundene Hinterfragung der Identität untersucht.


Ulrich DRONSKE (Zagreb)
Paradoxon. Zu Handkes Don Juan

Der vorliegende Text setzt sich mit Peter Handkes Don Juan-Erzählung auseinander. Es geht dabei darum, das Zusammenspiel einer eskalierenden paradoxen Rhetorik mit bestimmten Erzählstrategien zu verdeutlichen, um zu zeigen, wie die reflexive Kraft dieses Textes durch eine zwischen Fiktion und Wirklichkeit oszillierenden literarischen Mythologie aufgehoben wird. Dabei übernehmen die paradoxen Muster die Aufgabe, Herrschaft in Symbiose zu transformieren.


Eldi GRUBIŠIĆ PULIŠELIĆ (Split)
Der 'häusliche Engel' im Spiegel der Frauenliteratur, am Beispiel von Dragojla Jarnević und Marie von Ebner-Eschenbach

In der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wurde die Trennung zwischen weiblicher Privatheit und männlicher Öffentlichkeit mit dem Bild der Frau als 'Engel im Haus' illustriert. Der Widerspruch zwischen dem Ideal und der Realität fand seinen Ausdruck in der damaligen Frauenliteratur. Das Schreiben bedeutete für Dragojla Jarnević sowie für Marie von Ebner-Eschenbach eine Auseinandersetzung mit dem sanften Bild des 'häuslichen Engels'. An ihrem Beispiel untersuchen wir, wie zwei Frauen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Lebensumstände durch das Schreiben einen Weg zur Selbstbestimmung suchten.


Dragutin HORVAT (Zagreb)
Österreichisch–kroatische Literaturbeziehungen – einst und jetzt

Der Beitrag bemüht sich um eine Skizze der österreichisch-kroatischen Literaturbeziehungen während der gemeinsamen staatspolitischen Geschichte und danach. Dabei wird das Augenmerk sowohl auf das Was als auch auf das Wie des Literaturtransfers gerichtet. Nicht zuletzt werden Überlegungen angestellt über die mögliche, ja auch notwendige Intensivierung des aktuellen und künftigen Austausches zwischen zwei Literaturen eines von jeher kulturgeschichtlich einheitlichen, mitteleuropäischen Raumes.


Slavija KABIĆ (Zadar)
Die kulturpolitische und literarische Dimension der Zeit-Schrift und der Edition Mnemosyne

In der seit 1987 von Armin A. Wallas (1962-2003) und Andrea M. Lauritsch (1961) herausgegebenen Zeit-Schrift für jüdische Kultur Mnemosyne werden die (wieder)entdeckten Texte vergessener und aus dem mitteleuropäischen deutschsprachigen Kulturraum zwischen 1933 und 1945 vertriebener jüdischer AutorInnen sowie deutschsprachige Literatur aus Israel nach 1945 veröffentlicht. Ziel dieser Arbeit ist es, die Leistung der Zeitschrift und der Edition Mnemosyne aufzuzeigen, die sich der "Archäologie des Erinnerns" widmen und sich gegen die "Kultur des Vergessens" auflehnen.


Alma KALINSKI (Zagreb)
Kunst des Überlebens im Exil. Wolfgang Georg Fischers Möblierte Zimmer

In der Arbeit wird W. G. Fischers Roman Möblierte Zimmer (1972) untersucht. Es ist ein Familien- und Zeitroman, in dem sich der Autor-Erzähler mit der eigenen und kollektiven Vergangenheit auseinandersetzt. Die Lebensgeschichte (s)einer halbjüdischen Familie, die sich auf mehreren Exilstationen abspielt und mit der Trennung der Familie endet, erweist sich als produktiver Boden für eine kritisch-ironische Darstellung sowohl der gesellschaftlich-politischen Situation in Europa vor dem Zweiten Weltkrieg als auch spezifischer Überlebensmechanismen von Individuen, die gezwungen sind, sich in veränderten Lebensverhältnissen neu zu positionieren. Der Roman ist aber auch aufzufassen als narrative Suche des Autor-Erzählers nach den frühen, verlorenen Entwicklungsphasen der eigenen Identität.


Svjetlan Lacko Vidulić (Zagreb)
"Kautschukmann". Hermann Bahrs Identitätskonzepte

Hermann Bahr ist seit den 1980er Jahren zu einem wichtigen Gewährsmann jener Forschungstendenzen geworden, die in den kulturellen Phänomenen Wiens und Zentraleuropas um 1900 ein bedeutendes diagnostisches und prognostisches Potenzial für die Modernisierungsprozesse im 20. Jahrhundert erblicken, nicht zuletzt für die sog. postmoderne Befindlichkeit im ausgehenden 20. Jahrhundert. Unter Berücksichtigung literarischer, essayistischer und diarischer Zeugnisse wird der Frage nachgegangen, ob und inwiefern dies auch für Bahrs Selbstentwürfe und Identitätskonzepte zutrifft.


Christine MAGERSKI (Zagreb)
Literatursoziologie gestern und heute. Eine Zwischenbilanz

Der Beitrag (re)konstruiert die Anfänge der um 1900 einsetzenden Genealogie der Literatursoziologie unter Anwendung von bzw. mit vergleichendem Blick auf feld- und systemtheoretische Erklärungsmodelle. Anhand einer Skizze der wechselseitigen Beobachtungen von Literatur- und Gesellschaftstheorie soll gezeigt werden, dass sich die Genese literatursoziologischer Fragestellungen als anhaltende Reflexion von Differenzierungsprozessen und mithin als eine Selbstbeschreibungsgeschichte der Moderne verstehen lässt.


Helga MITTERBAUER (Graz/Zagreb)
Die kroatische Moderne in Wiener Literatur- und Kulturzeitschriften um 1900

Die Autopsie der Wiener Wochenschrift Die Zeit und der Monatsschrift Österreichische Rundschau ergab eine überraschende Ignoranz gegenüber der kroatischen Moderne. Dies überrascht umso mehr, als diese Zeitschriften sehr wohl regelmäßig über andere slawische Literaturen, namentlich die tschechische, die polnische, die ruthenische und auch die slowenische Literatur informierten und Textbeispiele dieser Modernen in Übersetzung abdruckten. Außerdem lebten zahlreiche Vertreter der kroatischen Moderne viele Jahre in der Reichs- und Residenzstadt der Monarchie, und deren maßgebliches Organ Mladost entstand dort. Selbst der Herausgeber der Zeit und wichtige Vertreter der Wiener Moderne, Hermann Bahr, der sich nicht zuletzt im Bericht über seine Dalmatinische Reise zum Fürsprecher der Kroaten stilisierte, nahm nur Notiz von Ivo Vojnović und Milan Begović.


Vlado OBAD (Osijek)
Verbindende Kunst. Erste literarische Kontakte zwischen Kroatien und Österreich nach 1945

Die österreichischen Schriftsteller Franz Theodor Csokor und Alexander Sacher-Masoch verbrachten die längste Zeit ihres Exils auf der Insel Korčula. Sie lernten dabei die kroatische Dichterin und spätere Übersetzerin Ina Jun Broda kennen. Die Freundschaft der drei Kriegskameraden aus Dalmatien wurde nach 1945 in Wien in der Zeitschrift Österreichisches Tagebuch fortgesetzt. Ihre Bemühungen initiierten neue Annäherung zwischen der kroatischen und österreichischen Literatur.


Zrinjka GLOVACKI-BERNARDI (Zagreb)
Forschungsprojekte zu deutsch/österreichisch-kroatischem Sprachkontakt - theoretische Profilierung und ideologiekritische Positionen

Hervorgehoben werden unterschiedliche theoretische Aspekte und ideologiekritische Positionen dreier von österreichischen und kroatischen Wissenschaftlern durchgeführten Forschungsprojekte zu deutsch/österreichisch-kroatischen Sprachbeziehungen. Das gemeinsame Merkmal dieser Forschungsprojekte ist eine Infragestellung wissenschaftlicher, methodologischer, geschichtlicher und kultureller Dogmen sowie Vor- und Werturteile.


Kristian NOVAK, Velimir PIŠKOREC (Zagreb)
Kroatisch-deutscher Kodewechsel in Miroslav Krležas Drama Die Glembays

Miroslav Krleža (1893–1981), einer der wichtigsten kroatischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, verfasste 1928 sein naturalistisches Stück Die Glembays (kr. Gospoda Glembajevi), in dem er den Niedergang einer nordkroatischen bürgerlichen Familie schildert. Dieses rund 560 Dialogeinheiten enthaltende Stück ist ein überzeugendes literarisches Beispiel des deutsch-kroatischen Sprachkontakts in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Kroatien: etwa 7% aller Dialogeinheiten sind ausschließlich in deutscher Sprache gehalten und in weiteren 29% der Einheiten kommen unterschiedliche Fälle des kroatisch-deutschen Kodewechsels vor. Diese Arbeit präsentiert Ergebnisse einer Analyse identifizierter Kodewechselerscheinungen sowohl auf der strukturell-grammatischen Ebene als auch im Hinblick auf ihre sozio- und psycholinguistischen Motivationen.


Ana PETRAVIĆ (Zagreb)
Das Bild Österreichs in kroatischen Deutschlehrwerken

Im Beitrag werden Ergebnisse einer Untersuchung zum Wandel des Österreichbildes in den kroatischen Deutschlehrwerken für die Sekundarstufe I von 1950 bis 2000 präsentiert. Davon ausgehend werden einige zentrale Fragen zur Gestaltung von landeskundlichen Inhalten in den Lehrwerken für plurizentrische Sprachen formuliert.


Aneta STOJIĆ (Rijeka)
Der Status deutscher Lehnwörter im Kroatischen

Es wird der unterschiedliche Status deutscher Entlehnungen in der kroatischen Sprache beschrieben, und zwar in Bezug auf die wahre Herkunft der Entlehnungen, auf den Grad der Integriertheit im Sprachsystem, auf die Zeit der Entlehnung sowie in Bezug auf das Verhältnis des deutschen Lehnwortes zur kroatischen Standardsprache. Die Analyse von zwei einsprachigen kroatischen Wörterbüchern nach diesen vier Kriterien hat gezeigt, dass deutsche Lehnwörter unterschiedlich behandelt werden. Einigkeit herrscht jedoch in der Zuweisung des standardsprachlichen Status, den nur ein sehr geringer Teil der deutschen Lehnwörter im Kroatischen erhalten hat.


Slađan TURKOVIĆ (Zagreb)
Das österreichische Deutsch in Kroatien im 18. Jahrhundert. Zu einigen phonetischen und morphologischen Merkmalen der bairisch-österreichischen Varietät

Deutschsprachige Werke kroatischer Verfasser zwischen dem 16. und 19. Jh. stellen in erster Linie ein wertvolles Denkmal der kroatischen Kultur- und Sprachgeschichte dar. Auf Grund einer Auswahl von Werken aus dem 18. Jahrhundert wird die in Kroatien gesprochene deutsche Varietät phonetisch und morphologisch näher untersucht.


(vollständiger Titel der Publikation: Svjetlan Lacko Vidulić, Doris Moser, Slađan Turković (Hg.): GERMANISTIK IM KONTAKT. TAGUNG ÖSTERREICHISCHER UND KROATISCHER GERMANIST/INN/EN OPATIJA, 29.9.-1.10.2005, Zagreb 2006)